Chronik der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Linde e.V.
Zurückführend auf den Kriegerverein von 1872 wurde im Jahre 1921 ein Schützenverein in Linde gegründet. Der Schützenverein übernahm zunächst die alte Fahne des ehemaligen Kriegervereins, die noch erhalten war. Sie hat heute ihren Ehrenplatz auf dem Schießstand der Bruderschaft. Der 1. Vorsitzende des Schützenvereins war Ernst Schmitz. Sein Nachfolger wurde Wilhelm Raffelsiefen, der gleichzeitig Vereinswirt war. Das Lokal „Jägerhof” in Linde ist bis heute das Vereinslokal der Schützenbruderschaft geblieben. Wilhelm Raffelsiefen stellte damals dem Schützenverein das Gelände für einen Schießstand zur Verführung. Als man im Jahre 1921 den Schützenverein gründete, sah man neben der schießsportlichen Betätigung vor allem die Pflege der Kameradschaft und des kameradschaftlichen Zusammenhalts als wesentlichste Zielsetzung des Vereins an. Dieser kameradschaftliche Zusammenhalt hat sich in den nun zurückliegenden Jahren bis zum heutigen Tag bestens bewährt. Im Jahre 1930 vollzog der Schützenverein Linde den Anschluss in die „Erzbruderschaft vom Heiligen Sebstianus", dem Vorläufer des „Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften e.V.“, das heißt, aus dem Schützenverein wurde eine Schützenbruderschaft. Die Bruderschaft stellte sich fortan unter den Schutz des St. Sebastianus. In den nun folgenden Jahren, wird die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft eine neue Fahne erhalten haben. Das genaue Anschaffungsjahr lässt sich leider nicht mehr feststellen.
Im Jahre 1929 wählte die Bruderschaft Wilhelm Müller aus Oberbreidenbach zu ihrem ersten Brudermeister. Damit übernahm ein Mann die Leitung der Schützenbruderschaft, der sie fast 30 Jahre lang hindurch prägte. Dies zeigte sich auch darin, dass er sowohl Mitglied des Gemeinderates als auch des Kreistages war.Die Beschaffung der Uniformen (sprich Schützentracht) war in dieser Zeit äußerst schwierig, weil den meisten Schützenbrüdern das nötige Geld fehlte. Aber fasst alle Schützen trugen den grünen Schützenhut. Eine Schützentracht wurde vervollständigt durch eine weiße oder bei Trauerfällen durch eine schwarze Krawatte. Den Schützenkönig begleiteten vier „Ehrendamen“. Anfang der 30er Jahre waren Dies Paula Bosbach (geb. Kremers), Anna Dahl, Maria Heinen und Paula Lurz (geb. Jansen). Dieser Brauch hielt sich bis Ende der 50er Jahre.
Im Juni 1936 fand das letzte Schützenfest vor dem 2. Weltkrieg statt. Kurz vorher wurden die staatlichen (nationalsozialistischen) Bestimmungen hinsichtlich der öffentlichen Betätigungen der Schützenbruderschaften gelockert. Jedoch schon ein paar Tage Später musste die Bruderschaft aufgelöst werden. Da die Bruderschaft nicht den Anschluss in den Deutschen Schützenverband vollzog, hatte sie sich damit als konfessionell gebunden gekennzeichnet. Aus diesem Grund wurde sie verboten. Wie schwer die Auseinandersetzungen mit dem NS-Regime damals waren, mag daraus hervorgehen, dass Pfarrer Nesgen, Präses der Bruderschaft, dem Schriftführer Josef Feldhoff den Auftrag gab, alle schriftlichen Unterlagen der Bruderschaft Linde zu verbrennen. So musste der amtierende Schützenkönig Wilhelm Quabach den NS-Machthabern die Schützenfahne persönlich abliefern. Über den Verbleib dieser Fahne konnte bis zum heutigen Tage nichts mehr in Erfahrung gebracht werden. Man geht jedoch davon aus, dass die Schützenfahne der Bruderschaft Linde verbrannt wurde.
Als der 1949 eingeführte Pfarrer Fehrenberg in seinen Pfarrbüchern das frühere Bestehen einer Schützenbruderschaft in Linde entdeckte, gab er den Startschuß zu einer Neugründung. Der „alte“ 1. Brudermeister Wilhelm Müller rief die früheren Schützenbrüder zusammen. Im Dezember 1949 lebte die Schützenbruderschaft Linde neu auf. Damit fanden auch die jährlichen, weithin beliebten, Schützenfeste wieder neu auf. Da wie erwähnt, die Schützenfahne abgeliefert werden musste, diente bis 1956 die alte Fahne des Kriegervereins wieder als Schützenfahne. Erst im Jahre 1956 erwarb man eine neue Schützenfahne, die bis zum Jubiläumsjahr 1996 genutzt wurde – 40 Jahre lang.Im Jahr 1957 trat der 1. Brudermeister Wilhelm Müller aus gesundheitlichen Gründen zurück. Nachfolger wurde sein Stellvertreter, Lehrer Karl Dörmbach.In den nun folgenden Jahren kam der Schießsport immer mehr zur Geltung, nicht zuletzt auch durch den Zusammenschluss von Olpe, Kalkofen, Offermannsheide, Loope, Süng und Linde zum Sülztalverband. Die Schießmannshaften der Bruderschaft Linde nahmen mit großem Erfolg an den Wettbewerben Gemeindepokal, Wanderkette des Bezirksverbandes Lindlar und um die Meisterschaft für Jung- und Altschützen des Sülztalverbands teil. So konnte im Jahre 1966 die KK-Schiefmannschaft der Schützenbruderschaft Linde den Sülztalpokal gewinnen.
Notwendige Voraussetzung dafür war der Bau eines neuen und modernen Schießstandes. Das Gelände hierfür stellten Elisabeth Raffelsiefen und der damalige Vereinswirt Josef Römer zur Verfügung. Nach vielen überwundenen Schwierigkeiten vom Beginn der ersten Planungen 1963, konnte 1966 der Grundstein gelegt werden. Dank des engagierten Einsatzes von Bauleiter Herbert Burczyk, erfolgte im Jahre 1968, nach zweijähriger Bauzeit, die feierliche Einweihung des neuen Schießstandes.
Mit der Auflösung der damaligen Volksschule Linde im Sommer 1968 stand für den 1. Brudermeister Karl Dörmbach, der Lehrer an dieser Schule war, ein Wohungswechsel an. Lehrer Dörmbach wurde Konrektor der Schule in Frielingsdorf. Auf der Generalversammlung im Januar 1959 legte er aus vorgenanntem Grund sein Amt als 1. Brudermeister, welches er seit 1957 ausübte, nieder. Sein Nachfolger wurde der damalige 1. Hauptmann Herbert Burczyk.
In seinem ersten Amtsjahr als 1. Brudermeister schoss Herbert Burczyk den Königsvogel von der Stange und wurde Schützenkönig. Nachdem die letzten Schützen den Festsaal im „Haus Burger“ verlassen hatten, brach im Lokal ein Brand aus. Die Schützenfahne konnte in letzter Minute vor den Flammen gerettet werden, trug aber leichte Beschädigungen davon. Dieses Ereignis beeinflusste die Planungen von Veranstaltungen der Bruderschaft in den nächsten drei Jahren. Das größte Problem war die Frage, wie das Schützenfest 1970 gefeiert werden sollte, denn der gewohnte Festsaal stand ja nun nicht mehr zur Verfügung. Lösung des Problems ergab sich durch die kostenlose Bereitstellung eines Festzeltes durch den damaligen Vereinswirt Josef Römer. Auf- und Abbau des Festzeltes erfolgten durch die Bruderschaft in Eigenleistung. So wurden die Schützenfeste vier Jahre bis 1973 im Zelt gefeiert. Seit 1974 finden alle Feste wieder in den Räumen des Hauses Burger statt. Die bei dem Brand beschädigte Schützenfahne konnte erst 1976 wieder instand gesetzt werden.
Ebenfalls im Jahr 1976 fasste die Bruderschaft den Beschluss, den Kleinkalieberschießstand durch einen Luftgewehrschießstand zu erweitern. Nachdem der Rohbau in nur einem Tag erstellt wurde, zögerte sich die Endgültige Fertigstellung durch zum Teil hohe Auflagen lang hinaus. Wichtig für den Bau war der vorbildliche Einsatz der Jungschützen, die auch bei schlechtesten Witterungsbedingungen immer zur Stelle waren. Obwohl der Luftgewehrschießstand zum Schützenfest 1978 gebrauchsfertig war, erfolgte erst 1980 die feierliche Einweihung.
Auf der Generalversammlung im Januar 1986 wurde der Beschluss gefasst, Frauen und Mädchen in die Bruderschaft aufzunehmen und 1987 gelang es Janja Kolaric die Schülerprinzenwürde zu erringen. Auch 1993 war es Janja Kolaric, die als erstes Mädchen Prinz der Bruderschaft wurde. Aber erst im Jahr 2001 schafte es erstmalig eine Schützenschwester, Maria Müller, König(in) unserer Bruderschaft zu werden.
1987 stellte der 1. Brudermeister Herbert Burczyk infolge beruflicher Überlastung sein Amt zur Verführung, welches er 18 Jahre lang in vorbildlicher Weise inne hatte. Noch auf der Generalversammlung wurde Herbert Burczyk zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Seit dem hat die Bruderschaft neben Karl Dörmbach einen weiteren Ehrenvorsitzenden. Nachfolger von Herbert Burczyk wurde Dieter Wilms, bis dahin 2. Brudermeister. Dieser gab jedoch nach einer Amtsperiode und wenige Wochen nach seiner Wiederwahl seim Amt aus privaten Gründen wieder auf. Kommissarischer Nachfolger von Frühjahr bis September 1990 wurde 2. Brudermeister Hartmut Burczyk. Seit dem Tag der Wiedervereinigung, dem 3.Oktober 1990, leitet nun Walter Ibele die Geschicke der St. Sebastiauns Schützenbruderschaft Linde.
Anfang 1995 machten sich die beiden Ortsgemeinschaften Kirchenchor und Schützenbruderschaft daran, jeder für sich, das kommende Jubiläumsjahr vorzubereiten. Dabei stand für beide Vereine fest, eine Vereinschronik über das 125-jährige (Chor) beziehungsweise 75-jährige (Schützen) Bestehen herauszubringen. Auf Anregung der Vorstände und des gemeinsamen Präses, Herrn Pastor Josef Rottländer, kam man schnell überein, ein gemeinsames Buch zu erstellen. hieraus ergaben sich Vorteile, zum einen wurde die Angelegenheit auf zwei Schultern gelegt, zum anderen tat sich vor allem aber die Chancen auf über die Vereinsgeschichte hinaus eine Linder Dorfchronik herauszubringen, die es in dieser Form noch nie gegeben hat.mit großem Fleiß und seltener Eintracht wurde dieses Werk zusammengestellt. Ergebnis dieser Arbeit ist ein Buch, indem die Geschichte von Linde und seinen Vereinen dem interessierten Leser auf einzigartiger Weise näher gebracht wird. Bei der Erstellung der schützen Chronik wurde durch Zufall eine Urkunde der Sankt Sebastian aus Schützenbruderschaft Linde gefunden. Hierbei handelt es sich um eine Verpflichtungserklärung gegenüber dem Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften e.V. Köln. Interessant ist das Gründungsdatum 1920.Demnach dürfte die Bruderschafts Linde ein Jahr älter sein.
1996 wurde das 75-jährige Jubiläum der Schützenbruderschaft groß gefeiert. Im Jubiläumsjahr wurde erstmals, und nur zu diesem Anlass, ein Kaiser ermittelt. Auf dem Foto präsentiert Schützenkaiser Erwin Overödder stolz den Pokal des Sportvereins Linde, den die Sankt Sebastian Schützenbruderschaft beim Internationalen Wandertag in Linde 1996 als Gruppen stärkster Linder Ortsvereine errungen hat. Die Schützenbruderschaft hat ihren festen Platz im Dorfgeschehen und ist dort nicht mehr wegzudenken. Ca. 200 Mitglieder, Aktive und Inaktive, gehören der Bruderschaft an. Die Schützen sind stolz auf ihre sieben Schießmannschaften, davon eine Frauenschießmannschaft. Geschossen wird mit Kleinkaliber und Luftgewehr auf dem Schießstand in Linde. Ob Mann oder Frau, Mädchen oder Jungen, mit christlicher Konfession, jeder kann Mitglied der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Linde werden.